Die Externsteine, noch eine 2000-Jahr-Feier

Die Externsteine, noch eine 2000-Jahr-Feier?

Neueste Datierungen des Sacellums und des Sargsteins in die römische bzw. Bronzezeit
K. Walter Haug
Karlsruhe · 2008.

2009: Die 2000-Jahresfeier germanischer Unabhängigkeit, das Jahr, in dem sich die Schlacht im Teutoburger Wald zum 2000. Male jährt, wenn denn unsere Chronologie überhaupt stimmt. Zeit, seine Gedanken auf eine Lebenswelt zu richten, die immer noch als barbarisch verschrien ist. Antike Autoren, wenn es denn in unverfälschter Wirklichkeit nicht welche der italienischen Renaissance waren, hatten wenig zu berichten über Zivilisation und Kultur unserer Vorfahren.

Auch die Archäologie kann nichts besseres als Erdgrabhügel germanischer und keltischer Fürsten entdecken. Hünengräber aus tonnenschweren Findlingen, die zwar gewaltig groß in ihren Ausmaßen sind und in die älteste Jungsteinzeit zurückreichen, betrachtet sie im Gesamtzusammenhang der Megalithkulturen Alteuropas, doch die Funde von noch monumentaleren Cairns in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen, die alle bekannten Steingrabhäuser der Megalithkulturen Alteuropas bei weitem in den Schatten stellen, scheinen ihr derart suspekt, dass sie alle Evidenz ignoriert und daher die sehr gut erkennbaren Ganggräber als Pulverkammern und Bierkeller der Zerstörungszeit durch Steinbrucharbeit erklären muss (siehe „Giganten der Vorgeschichte“, „Megalith-Cairns und Steinkammern in Deutschland“).
Das allergrößte Monument der Vorgeschichte Europas, das hier in unmittelbarer Nähe der Externsteine bei Horn-Bad-Meinberg steht, und mit 5 Bauwerksstufen eine Länge von 440 Metern erreicht, wird als geologisches Phänomen abgetan, ohne überhaupt eine logische Erklärung für ein solches angebliches Phänomen deutlich erkennbarer Mauerschichtungen in Trockenbauweise liefern zu können.

Deshalb soll hier speziell auf die Externsteine eingegangen werden, die immer noch nicht als Heiligtum unserer germanischen Vorfahren anerkannt werden.


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Bild 1: Felsenkirche in Schwäbisch-Gmünd
Zäh hält sich der Irrglaube, die in den Fels hinein gehauenen Räume seien erst in christlicher Zeit entstandene Teile einer Wallfahrtskapelle.
Felskapellen und der Externstein

Das allein, die Idee, dass Christen ihre Kirchen in den Fels hinein gehauen hätten, scheint abwegig. Es gibt nur sehr wenige Felsenkapellen in Europa. In Böhmen findet man welche bei Schimmel (heute Vsemily) und Wellnitz (heute Velenice). Doch ihre eigentliche Entstehung ist ungeklärt.

Die größte und einzige, heute noch besuchte Felskirche in Deutschland ist der St. Salvator, ein Wallfahrtskomplex über Schwäbisch Gmünd (Bild 1). Gleich hinter dem Bahnhof beginnt der Aufstieg, der am Ende eines Kreuzweges mit mehreren Stationen der Kreuzigung Christi endet. Die in dieser Form einzigartige Höhlenkirche besteht aus zwei Felsenkapellen, einem oberen und einem unteren Raum. Oben befindet sich eine ganze, direkt bei der Anlage des Raumes aus dem Stubensandstein gemeißelte Figurengruppe. Zahlreiche weitere Figuren, Reliefs und Ritzzeichnungen finden sich in der Höhlenkirche und an den Felswänden an der Erdoberfläche, ähnlich dem Kreuzabnahmerelief an den Externsteinen.

Schon vor 1483 hat sich am Nepperberg oder auch Eberstein genannt, eine Kultstätte (!) befunden, denn zu diesem Jahr erwähnte der Ulmer Dominikanermönch Felix Fabri auf Grund seiner Besichtigung der Jakobshöhle in Jerusalem, dass ihn diese an die ganz ähnliche aber kleinere Höhle, den Eberstein bei Gmünd in Schwaben erinnert. 1617, zu barocken Zeiten, baute Kirchenbaumeister Kaspar Vogt bereits vorhandene Buntsandsteinhöhlen zu einer Felsenkapelle aus und ergänzte diese teilweise mit einer gemauerten Fassade, einem Kirchturm und einem Dachansatz.
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Doch ein Bild des Gmünder Malers Christoph Friedel, das im Vorraum der Kapelle besichtigt werden kann, zeigt den Zustand der Kirche vor diesem Umbau. Deutlich zu sehen ist, dass man einige noch ältere künstliche Hohlräume erweitert hat. Viele Geschichten ranken sich um diesen Berg, seine Höhlen und die Kapelle. Römische Soldaten hätten hier ihren Gott Mithras verehrt. Später die Christen Schutz vor heidnischen Überfällen gesucht. Teile des ursprünglich wohl heidnischen Areals befinden sich auf Privatgrund, auch eine Höhle, die wieder freigelegt wurde und mit ihren Steinbänken stark an römische Mithräen erinnert. Wie alt sind also die Externsteine tatsächlich?


Bild 2: Sacellum der Externsteine
Der Altarstein des Sacellum – römisch?

Dr. Ernst Künzl, von 1971 bis 2004 Leitender Museumsdirektor am Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, schreibt in seinem Buch „Die Germanen – Geheimnisvolle Völker aus dem Norden“ (Stuttgart 2008), dass der Altarstein im Sacellum der Externsteine (Bild 2) nur römischen Ursprungs sein kann. Es handle sich um einen römischen Weihestein aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr.; alles andere mache keinen Sinn.

Aus so berufenem Munde zu erfahren, dass die mittelalterliche Kirche als Baumeister dieses einzigartigen Felsenraums entfällt, ist schon erleichternd. Damit bekommen alle die Recht, die schon seit Generationen auf die Orientierung der Felsöffnung im Hintergrund des Weihesteins zur Sommersonnenwende hinweisen und damit die astronomischen und kalendarischen Kenntnisse unserer Vorfahren anerkannt wissen wollen. Nur, damit tut sich ein riesengroßer Widerspruch auf: Wie kommen Römer in das Gebiet östlich des Limes, in eine Region, die nach heutigem Forschungsstand Kulisse des entscheidenden Kampfes zwischen römischen Kohorten und den Truppen Armins, des Cheruskers war?
Römer konnten sich hier nie dauerhaft festsetzen. Andererseits geben Luftbilder Hinweis auf Architekturen im Lippischen Land und in anderen Regionen östlich des Limes, die eindeutig Grundrisse römischer Bauten (Villen) zeigen.

Bei Haltern an der Lippe gab es ein großes Militärlager, ein noch größeres stand bei Anreppen, das ein palastartiges Prätorium besaß. Im rechtsrheinischen Gebiet gab es vermutlich einige römische Städte, zumindest Waldgirmes in Hessen konnte nachgewiesen werden.
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Bild 3: Germanischer Weihealtar. Ausstellungin Bonn
Es muss wohl eine Kulturbeeinflussung gegeben haben. Das, was wir heute das Römische Imperium nennen, ist vor allem durch seine unverwechselbare Architektur gekennzeichnet, die man in Trümmern und Ruinen im ganzen Westen und Süden Europas, bis nach Griechenland und Kleinasien findet.
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Diese Hochkultur hatte zweifelsohne Strahlkraft bis weit hinter seine Grenzen. Kommen also die Römer so ohne Weiteres als Inspiratoren in Frage, oder waren es vielleicht die Griechen, die hier ihren Einfluss geltend machten?
Die Weihesteine oder -altäre sind in allen Provinzen des Römischen Reiches nachweisbar und werden dort hauptsächlich in das 2. bis 3. Jahrhundert nach Christus datiert, in Rumänien, dem damaligen Thrakien, dagegen schon ins 1. Jh. n. Chr. Auf ihnen opferte man Tiere den Göttern (Bild 3), wie man auf einer römischen Darstellung erkennen kann, die in Bonn ausgestellt ist. Rumänien ist geografisch Griechenland viel näher. Das könnte für einen griechischen Ursprung sprechen.

Doch schauen wir uns die Verbreitung der Weihealtäre genauer an.Es fällt auf, dass Weihealtäre auch in Verbindung mit Lararien vorkommen.Die Laren sind die Schutzgötter des Hauses. Es gab kleine Altäre oder Hauskapellen, wo man sie verehrte.


Bild 4: Weihealtar (Lararium) in Pompeji
Insbesondere in Pompeji sind ausdrucksstarke Exemplare erhalten, die einige Ähnlichkeit mit dem Sacellum aufweisen. Vor allem die Anordnung von Nische, die eine halbrunde Form hat, und dem Weihealtar im Vordergrund sind verblüffend (Bild 4 und 5).
Schon die Griechen kannten Gebetssäulen mit Abbildungen, die „kleinen Gottheiten“ gewidmet waren. Mit ihrer Kultur verbreiteten die Griechen diesen Kult, unter anderem im römischen Reich, so der Stand der Forschung. Ebenfalls Ähnlichkeit hat das der Göttin Isis-Fortuna geweihte Lararium in Rom aus dem 2.Jht. n.Chr., das 1885 auf dem Esquilin freigelegt wurde (Bild 6). Der Jupiteraltar von Gerling bei Moos (Ansfelden), der im Linzer Schlossmuseum ausgestellt ist (Bild 7), hat nicht nur von der Form und den Maßen her eine große Übereinstimmung mit dem Altarstein des Sacellum. Hier findet man vielleicht auch den Grund für die merkwürdigen Dellen an den Seiten des Altars.
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Bild 5: Weihealtar (Lararium) in Pompeji
Anders als beim Sacellum-Altar zeigt der Gerlinger Stein Reliefs, und zwar den in der Inschrift genannten Göttervater Jupiter als Blitzbündel auf der rechten Seitenfläche, auf der linken dagegen eine einheimische Gottheit mit Wanderstab und Donner- oder Sonnenrad.
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Auf der Inschrift sind zwei Einheimische genannt, von denen einer, der Vater, den keltischen Namen Sonius trägt, der Sohn hingegen ist mit der tria nomina Tiberius Claudius Provincialis bereits als römischer Bürger ausgewiesen. Die erhabenen Reliefs sind also genau dort angebracht, wo beim Sacellum-Altar der Stein fehlt. Wurden also vorhandene Bilder im christlichen Mittelalter ausgehauen und vernichtet?

Die halbkuppelförmige Nische des Sacellum erinnert an ältere antike Vorbilder. Als griechischer Vorläufer zu nennen ist die Exedra, „eine besonders gestaltete, erhöhte Nische bzw. die offene oder überdachte Plattform als Anbau eines großen öffentlichen Versammlungsraumes, etwa des Peristyls oder im Gymnasion, und dient mit Sitzen als ‚Gesellschaftsraum‘ im Sinne eines Separé dem privaterem Gespräch, oder dem Vorlesen und Diskutieren im kleinen Kreise…


Bild 6: Weihealtar (Lararium) in Pompeji
Im Hellinismus entwickelt sie sich parallel zur Ädikula, der Standnische für sakrale und profane Statuen und Statuetten… Die Ädikula, lateinisch „kleiner Bau“, auch „kleines Haus“ oder „Tempelchen“, ist ein kleines antikes Bauwerk…. „Am Anfang war dies ein kleiner Wandaufbau, der einer Tempelfront ähnlich sah und in welchem sich eine Statue befand“ (so Wikipedia).
Die größte Übereinstimmung zeigt das Sacellum mit einer Apsis. „Die Apsis, griechisch Wölbung, Bogen, ist ursprünglich eine halbrunde oder polygonale Altar-Nische in vorgeschichtlichen Tempeln bzw. christlichen Kirchen…

Mit Apsis werden vereinzelt auch Raumformen anderer Gebäude bezeichnet, die von einer Halbkugel überdeckt sind. Diese Form stammt aus der Exedra und Tribuna des griechischen Profan- und römischen Sakral- und Profanbaus.
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Bild 7: Weihealtar (Lararium) in Pompeji
Nischen als Bauelemente werden lange vor dem Hellenismus verwendet, um Teile eines Raumes hervorzuheben, z. B. für den Herrscher, als Bauschmuck und als Rahmen (Ädikula) für Götterstatuen und andere Plastiken“ (wikipedia). Die Apsis des Sacellum kann nie eine christliche gewesen sein, denn diese orientieren sich fast ausnahmslos nach Osten.
Aber ist es wirklich gerechtfertigt, die eigenartige Sakral-Architektur des Externsteins von den Römer herzuleiten?

„Ein Römischer Tempel ist eine Abwandlung eines Griechischen Tempels. Im Zentrum des Griechischen Tempels stand die Götterstatue. Um die Staute herum wurde ein Gebäude errichtet, zunächst aus Holz und Lehm, später aus Stein, die Cella. Sie ist rechteckig, hat keine Fenster und ist und nach vorne und manchmal auch nach hinten offen. Das Dach ist spitz. In einiger Entfernung stand ein Altar, auf dem die Opfergaben (z.B. Wein, Opferkuchen, Weihrauch, aber auch lebendige Tiere) dargebracht wurden.

Der heilige Ort, wo die Statue steht, durfte nicht mit Blut in Berührung kommen, deswegen stand der Altar immer in ausreichender Distanz. Der Römische Tempel weicht in zwei Dingen vom Plan des Griechischen Tempels ab. Er steht nicht wie der Griechische auf drei niedrigen Stufen, die ringsum geführt werden, sondern auf einem hohen Podium. Er kann über eine Treppe an der Vorderseite erreicht werden. Oft steht der Altar auf dieser Treppe (z.B. Saturntempel auf dem Forum Romanum). Während der Griechische Tempel sich auf Augenhöhe des Betrachters befindet und von allen Seiten betreten werden kann, ist der römische Tempel aufgrund des Podiums viel höher. Man kann ihn nur von vorne betreten“ (so die Website latigrec.ch).

Bei Griechen und Römern stand der Opfer- oder Weiheltar also immer außerhalb des Tempelraums. An den Externsteinen konnte bisher noch kein Nachweis eines Tempelgebäudes erbracht werden. Dies wäre auch nicht notwendig die Voraussetzung für einen Weihealtar, denn die konnten überall aufgestellt werden, wo es angebracht erschien. Wie aber kommt ein römischer Altar überhaupt ins Gebiet der Germanen?

Bekanntermaßen waren die Römer dermaßen unbeliebt bei den Völkern im freien Teil Europas, dass eine Übernahme von Kultur und Architektur nicht so ohne weiteres zu erwarten ist. Insbesondere erwartet man nicht ein römischen Altar im vermeintlich freien Teil Germaniens zu finden, in dem Teil, der von der römischen Besetzung verschont blieb. Aber ist das Gebiet der Cherusker tatsächlich nie unter den Einfluss der Römer gekommen?

Tatsächlich eroberte Kaiser Augustus nach herkömmlicher Chronologie schon 9 v. Chr. Germanien bis zur Elbe und errichtete gegenüber dem Stammesgebiet der Langobarden ein Siegesdenkmal (Tropaion). Die Cherusker-Fürsten kooperierten mit den Besatzern, da ihre Kinder in Geiselhaft genommen und in Rom ausgebildet wurden, so auch Arminius. Als Führer cheruskischer Hilfstruppen bekämpfte er mit Tiberius Aufstände in Dalmatien und Pannonien, In dieser Zeit (6 – 8 n. Chr.) lernte er die römische Kampftechnik kennen, weshalb er im Jahre 9 n. Chr. erfolgreich gegen Varus in die Schlacht ziehen und die Römer im Teutoburger Wald besiegen konnte. Das Gebiet der Externsteine stand also immerhin 18 Jahre unter römischer Besatzung und Kultureinfluss. Die kulturelle Strahlkraft des „römischen Reiches“ war also nachweislich das Ergebnis einer Okkupation und keine freiwillige Übernahme. In dieser Zeit, also um Christi Geburt, und nicht im 3. Jahrhundert, muss der Altar entstanden sein!

Steinbearbeitung zum Großteil eisenzeitlich?

Grundsätzlich haben wir es bei dem Externstein-Sanktuarium um eine ganz andere Architektur, nämlich mit Felsbau zu tun. Eigentlich ist es die Negativform des Bauens, denn anders wie bei gewöhnlicher Architektur wird ja nicht auf- sonder abgebaut, nämlich der Fels, bis er die gewünschte Form erhält, bzw. die Räume liefert, die man aus ihm heraus haut. Felsbau hat eine entwickelte Steinbearbeitungstechnik zur Voraussetzung.
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Man kann sich eigentlich nicht vorstellen, dass Steinabbau und -bearbeitung anders als mit Eisen zu bewerkstelligen ist. Dennoch liefern Archäologie und Geschichtswissenschaft Theorien, die in das Lehrgebäude der Wissenschaft aufgenommen wurden. Demnach wäre man schon in der Stein-Kupferzeit und Bronzezeit zur Steinbearbeitung im großen Stil fähig gewesen. Wer jemals mit Kupfer hantiert hat, weiß, wie biegsam dieses weiche Metall, insbesondere gegenüber Stein ist, und Bronzebeile wurden schon schartig, wenn man sie im Experiment gegen Bäume schlug.Wie hätten damit die großen und äußerst gerade gehauenen Blöcke der Cheopspyramide hergestellt werden können?


Bild 8: Sargstein an den Externsteinen
Herodot berichtet eindeutig, dass zu ihrem Bau Eisen in großen Mengen verwendet wurde. Aber da unsere Chronologie bibelfundamentalistisch ist, d. h. auf der Chronologie des Alten Testaments aufbaut und aus ihr entwickelt wurde, müsste man, um eine annähernd glaubwürdige Chronik zu erhalten, die Bibel als Geschichtswerk in Frage stellen. Die elementaren Fragen nach ihrer Glaubwürdigkeit stünden wieder groß im Raum.
Datierungsprobleme werden also immer aufgeworfen, wenn entwickelte Steinbearbeitung mit der Bronzezeit verknüpft wird, wie jetzt wieder beim Heiligtum von Tatul in Bulgarien. Auf diesem heiligen Berg rund 250 Kilometer südöstlich von Sofia stießen die Archäologen auf eine Schicht aus der Kupfersteinzeit (4300 bis 2200 vor Christus). Sie legten aber auch einen äußerst ungewöhnlichen Felsbau frei, der insbesondere, was das zentrale Heiligtum betrifft, große Ähnlichkeit zum Externstein-Heiligtum hat. Man kann das Sacellum der Externsteine sicher nicht losgelöst vom Sargstein betrachten, der an der Basis des Felsen aus dem Stein gehauen wurde (Bild 8).

Ein Sargstein der Thraker

Das auch Grab des Orpheus genannte Heiligtum von Tatul besitzt nun genau denselben Sargstein in einen ebenso solitären Monololithen getieft wie hier (Bild 9). Weihealtäre liegen im Umkreis.
Focus Online schreibt: „Vor 6000 Jahren ist an diesem Ort ein Heiligtum entstanden“, bekräftigt der bulgarische Archäologe Nikolaj Owtscharow. Dort wurden Hirsche und Wildschweine geopfert, ist der in Bulgarien auch liebevoll „Indiana Jones“ bezeichnete Professor überzeugt. Allein aus der Bronzezeit stammen mehr als 30 Opferaltäre, an denen die Zukunft vorausgesagt wurde. Owtscharow geht davon aus, dass in diesem Heiligtum im zweiten Jahrtausend vor Christus auch der sagenhafte Sänger Orpheus verehrt wurde. Das Heiligtum war in der Kupfersteinzeit nur zwischen den natürlichen Felsen angelegt. In der Bronzezeit gaben die Menschen den großen Steinen dann bestimmte Formen.
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Bild 9: Sargstein in Tatul
Sie meißelten aus dem Stein des Hügels eine Pyramidenform, jedoch ohne Spitze. Darin ist ein beeindruckendes riesiges Grab angelegt. Es wird vermutet, dass es ein symbolisches Grab des Orpheus ist. Auf der südlichen Seite des Felsstumpfes gibt es ein zweites Grab mit einer seitlichen Öffnung. Bei rituellen Handlungen soll Wein in die kleinen Kanäle am Rand geflossen sein (Bild 10). Der Tempel hat eine fast quadratische Form und ist aus riesigen Steinen gebaut. Er ist in einer Höhe von sechs Metern erhalten. Der gesamte „heilige Berg“ bei Tatul unweit der Stadt Kardschali wird von einer Steinmauer geschützt.
tutal pyramide
Genutzt wurde die Kultstätte des Orpheus im östlichen Teil des Rhodopen-Gebirges bis zu Beginn des fünften Jahrhunderts nach Christus. Danach traten die Thraker zum Christentum über. Ihre Zivilisation ging unter, da die Thraker kein Schrifttum und auch kein Volksgedächtnis besaßen.“ Es scheint, dass überall im heidnischen Europa Weihealtäre standen, vermutlich in den meisten Villen und Privathäusern. In Pompeji blieben sie, dank der vulkanischen Konservierung, am besten erhalten. Pompeji ging jedoch schon 79 n. Chr. unter, was die strikte Datierung ins 2./3. Jh. ebenfalls unsicher macht. Der Fund des Fels-Heiligtums im ehemaligen Thrakien dagegen zeigt, wie tief die Geschichte in Wirklichkeit reicht.


Bild 10: Sargstein und Kanäle in Tatul
Die Thraker, „Meister der Metallverarbeitung“ (Homer), müssen engen kulturellen Kontakt zu den Cheruskern gehabt haben. Die Ähnlichkeit beider Heiligtümer ist derart frappierend, dass eine andere Erklärung kaum denkbar ist. Aus den Thrakern, ein Volk, das nach Herodot einst fast so groß wie das der Inder war, gingen die Geten (Goten), aber auch der König der Macedonen, Alexander hervor. Walther Machalet, bekannter Erforscher der Externsteine und Sachbuchautor, vertrat seine Überzeugung, dass einst Weihezüge von den Externsteinen zu dem Mondheiligtum von Delos, dem mythischen Geburtsort von Sonnengott Apollon und der Mondgöttin Artemis stattfanden, und zwar entlang einer Linie, die dem Böschungswinkel der Cheopspyramide folgt. Diese Kurslinie verläuft in einem Winkel von 51 Grad und 51 Minuten zur Basislinie. Diese Linie entspricht ebenfalls der Mondbahn in ihrem 19-jährigen Extremstand. Auf dieser Linie fand Machalet die Kultstätten des Altertums wie auf einer Perlenschnur aufgereiht. Kein Zufall kann es sein, dass sogar die 2004 entdeckte 100 m hohe bosnische Pyramide am 44. Breitengrad von ihr tangiert wird. Der Weihezug führte also auch durch thrakisches Gebiet. Thrakien und Germanien waren demzufolge Teil eines gemeinsamen Kulturraums mit gemeinsamen religiösen Vorstellungen.
Wohl deshalb kommt dem Sargstein die Bedeutung zu, die auch dem symbolischen Grab des Orpheus zugestanden wird, nämlich eine Verbindung zur Unterwelt herstellen zu können. Ausgehend von den Sarkophagen der Ägypter, die zumindest in der Cheopspyramide, kaum als Grablege gedient haben können, sowie den Schilderungen des ägyptischen Totenbuchs, kursiert schon lange der Gedanke, dass auch unser Sargstein diesem orphischen Kult gedient hat.

In Wikipedia werden unter dem Stichwort „Orphiker“ die Werke der Autoren Robert Parker und Johanna J.S. Aulich verarbeitet: „Die Orphiker waren die Anhänger eines Mysterienkults der altgriechischen Religion der Orphik, die ihre Lehren auf Schriften des mythischen Sängers Orpheus zurückführten… Die Orphik verbreitete sich seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. von Thrakien aus über die von Griechen besiedelten Gebiete. Ihre Lehre war für das diesseitsorientierte antike Griechentum (vgl. dazu Hades) ungewöhnlich.

Eindeutig orphische Ansichten und Praktiken sind schon bei Herodot, Euripides und Plato zu finden. Nach Auffassung der Orphiker trägt der Mensch von Dionysos Göttliches und Gutes in sich, von den Titanen Böses und Verwerfliches. Die im menschlichen Körper eingekerkerte Seele kann ihr Gefängnis nur durch die Einhaltung orphischer Lebensweise und nach mehreren Wiedergeburten verlassen. Diese Seelenwanderung kann durch sittlich einwandfreies Leben und die Einhaltung asketischer Vorschriften abgekürzt werden. Dann wird ein glückseliges Leben im Jenseits erreicht.

Die Orphik beeinflusste die im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründete religiöse Bruderschaft der Pythagoreer, die ebenfalls den Glauben an Seelenwanderung und Unterweltstrafen vertrat. In der Philosophie waren sie außerdem über Xenophanes und die Eleaten wirksam, die ihre Betonung der Einheit von Gottheit und Welt übernahmen…“

Sargstein-Katakomben auf Malta

Dem Orpheusgrab in Tatul (Bulgarien) und dem Sargstein der Externsteine sehr ähnliche Gräber gibt es merkwürdigerweise auf Malta. Dort jedoch befinden sie sich allesamt unter der Erdoberfläche im Fels geborgen, weshalb man sie als Katakomben erkennt. Die bogenförmigen Fenster sind hierbei auf allen vier Seiten angebracht, wodurch die Decke des Felssargs wie ein Baldachin wirkt (Bild 11). Die Inseln sind reich an Bestattungsstätten dieser Art, die man in die spätrömische und byzantinische Periode datiert und weit über das maltesische Territorium gestreut findet. Die meisten von ihnen gehören in den Bereich des Rabat-Plateaus, aber verschiedene kleinere Hypogäen sind weit über das Land oder einzelne Stadtgebiete verbreitet.
Die urchristlichen Katakomben Maltas gehören zu den bedeutendsten frühchristlichen Monumenten südlich von Rom. Sie bilden regelrechte und ziemlich große Friedhöfe unter dem Erdboden. Verschiedene Gräber innerhalb desselben Hypogäums können durch einen gemeinsamen Eingang besucht werden.

Diese Hypogäen, von denen wir die wichtigsten vorstellen (wir folgen dabei www.heritagemalta.org) umfassen Einzelgräber oder ganze Gruppen, die in derselben Hügelkette gefunden wurden.
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Bild 11: St. Pauls Katakombe auf Malta
Die St. Agathe-Katakomben in Rabat, in der sich 248 die heilige Agathe versteckt haben soll, birgt als eine der wenigen tatsächlich Skelette aus der christlichen Ära.
Die St. Paul’s Katakomben (Paulus-Katakomben) in Rabat, vor den Toren der alten Hauptstadt Mdina, unweit von der ersten entfernt, ist die umfangreichste. Diese Stätte wurde errichtet, weil Begräbnisse innerhalb der Stadtgrenzen von Mdina in alten Zeiten gesetzlich verboten waren, so die offizielle Erklärung. Nach den neuesten Interpretationen sind die Katakomben archäologische Zeugnisse des frühen Christentums in Malta. Sie werden jetzt einem nicht existenten Gotteshaus zugeordnet, das der heilige Paulus gegründet haben soll und repräsentieren den größten und frühesten Nachweis des Christentums auf Malta. Sie wurden, aufgrund eines weit verbreiteten Mythos, nach der St. Pauls Grotte benannt.

Diese Katakomben wurden 1894 von dem Pionier christlicher Archäologie in Malta, Dr. A. A. Caruana, untersucht und erforscht. Weil sie überhaupt keine Skelette enthielten, blieben sie die Jahre nach der Entdeckung rätselhaft. Erich von Däniken besichtigte sie und nahm sie in einer Diskussionssendung des maltesischen Fernsehen für die Außerirdischen in Anspruch. Das Herzstück der Katakomben ist eine beeindruckende Zentralhalle. Zahlreiche Korridore, die von hier aus in verschiedene Richtungen führen, erweitern sich an ihrem Ende zu Kammern. Einige wenige, auf den Inseln einzigartige Mauerstücke zeugen von der spätrömischen und der frühmittelalterlichen Epoche.

Die dem Sargstein der Externsteine oder dem Orpheus-Grab in Tatul sehr ähnlichen Felskammergräber besitzen große Fensterbögen, die in der Archäologie Bulgariens (Orpheus-Grab) den Lauf der Sonne symbolisieren sollen. Diese Bögen aber öffnen sich hier nach allen vier Seiten. Die Baldachin-Sarkophage reihen sich nun in ganzen Gallerien zu einer unüberschaubaren Zahl von Sargsteinen. Insgesamt gibt es dort 1400 Bestattungen (Sarkophage, gedeckte Gruben) im Fels! In einer Nische steht auf einer Erhöhung, die mit ihren schräg abfallenden Seiten einer Rundcouch ähnelt, ein einzelner runder Tisch, der aus einem einzigen Stein geschnitten wurde. Dies zumindest erinnert stark an etruskische Grabhöhlen oder römische Mithräen, wo im Grab ein Fest oder Bankett zu Ehren der Toten abgehalten wurde.
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12: Katakomben von Abbatija auf Malta
Außerhalb von Rabat liegt eine weitere Begräbnisstätte: Abbatija tad-Dejr. Jene reich mit Steinreliefs geschmückte Stätte gleicht den anderen christlichen Gräbern auf dem maltesischen Archipel; sie besteht aus einem unterirdischen Friedhof mit vier untereinander verbundenen Kammern. Zu bewundern ist eine große zentrale Halle. Auch in Abatija, wie überhaupt in allen Katakomben Maltas, begegnen wir den aus dem Fels gehauene Bögen über dem Sarkophag. Doch hier werden diese halbkreisförmigen Öffnungen durch Reliefs von Bögen betont, die an beiden Enden spiralförmig eingerollt sind, womit sich eine Verbindung zum Spiralmotiv der Megalithik ergibt (Bild 12). Neben diesen aus dem Stein gehauenen Schmuckleisten in Spiralform sehen wir gemeißelte Muschelschalen, gewölbte Topfabstellfächer, Wandpfeiler (Pilaster), Palmwedel, Fischwaagen und verschiedene Verzierungen als dekorative Elemente.
Heute befindet sich neben dieser Katakombe eine kleine, aus dem Felsen gehauene Kirche, in der ursprünglich zu beiden Seiten des Kruzifixes eine Darstellung der Kreuzigung mit der Jungfrau Maria und dem Erzengel Gabriel zu sehen war. Dieses Gemälde wird heute im National Museum of Fine Arts in Valletta aufbewahrt.

Die Katakomben der Salinas Bucht besitzen ebenfalls einen solchen Atape-Tisch mit runder Steinbank. Diese Anlage aber wird in den Beginn derartiger Felsbau-Architektur, nämlich in phönizische und hellenistische Zeit datiert (Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr.). Ihre Portale in der Felswand sind, wie bei den Externsteinen, ebenerdig betretbar (Bild 13).

Die Tal Mintna Katakomben in Mqabba wurden 1860 von Dr. A Caruana und Captain Strickland entdeckt. Das Hauptcharakteristikum dieses Bestattungsortes ist die Verbindung von drei ursprünglich separaten Hypogäen mit eigenen Eingangsschächten, die nun einen großen Komplex bilden. In den Tal Mintna Katakomben dominiert ein Ritualtisch, das sog. „triclinium“, die ganze Konfiguration von Krypten. Diese Grabkammern sind ebenfalls sehr reich mit den Abbatija-Elementen dekoriert. Die sehr enge Verwandtschaft zwischen den Architekturen der späten phönizischen Gräber und den christlichen Hypogäen könnte so verstanden werden, dass die frühen Christen eine phönizische Grabtradition übernahmen, der sie eine neue Bedeutung gaben. Dies kann sehr deutlich in Tal Mintna beobachtet werden, wo die zellenartigen Gräber, jedes mit einer kaminartigen Öffnung, ausnahmslos an die phönizischen Höhlengräber erinnern. Der Beginn der phönizischen Kultur auf Malta wird in die Mitte des 8. Jahrhundert v. Chr. datiert.
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Das Erscheinen einer kreisförmigen „Exedra“, einer Nische mit erhabenem Sitz, einem Bassin, das häufig in frühchristlichen Friedhöfen gefunden wurde, und eines Altarfragments lässt darauf schließen, dass der Ort, vormals das Eigentum eines Heiden, konsequent erweitert und zu einem christlichen Friedhof verwandelt wurde, weil die Eigentümer Christen geworden waren. Das Gebiet rund um Mintna ist voll von ähnlich kleinen christlichen Grabgruppen, die auf die Anwesenheit einer frühchristlichen Gemeinschaft im umgebenden Land hinweisen.


Bild 13: Katakombe nahe der Salinas-Bucht auf Malta
Die Ta`Bistra Katakomben in Mosta bestehen aus einem ausgedehnten System frühchristlicher Gräber mit individuellen Eingängen in der senkrechten Felswand der Hügelkette, die die Bucht von St. Paul überragt.
Diese Katakomben umfassen 16 Gruppen von Hypogäen (Kammern), alle untereinander durch Tunnel mit dem ersten und größten Hypogäum verbunden. Die Katakomben bilden heute keinen ganzen Komplex, sondern sind in Teile gegliedert, u. a. in Gräber, die unter einem ersten Hauptgrabgang liegen. Die Stätte wurde 1891 von F. Vassallo entdeckt und später von bekannten Historikern und Archäologen wie z. B. Magri, Zammit, Becker und Bellanti erfasst. Obwohl diese Katakomben kleiner sind, als die von Rom, Neapel, Syrakus und Sousse sind sie ebenfalls sehr reich in der Art Abbatijas dekoriert und besitzt ebenfalls Agape(Festmahls)-Tische in den zwei größeren Hypogäen. Ein anderes interessantes und charakteristisches Merkmal ist der feinkörnige weiße Putz (Intonaco) mit dem die Wände stuckiert sind. Nur sehr wenige Funde wurden in dieser Stätte gemacht, vielleicht weil sie schon in der Antike geplündert wurde. Das Bemerkenswerteste ist der komplette Schädel eines alten Mannes und eine typisch römische Lampe, die eine pyramidenförmige Tülle hat.

Einen wunderschön anschaulichen Gang durch Sargstein-Katakomben kann man im Internet unter Videos of Malta betrachten.
Neueste Forschungen legen nahe, dass auch die christlichen Katakomben Roms aus älteren Gräbern hervorgingen, wie man glaubt aus jüdischen Felsgräbern.

Wie aus den Ausführungen über Mintna und Bistra zu entnehmen ist, führt man die Architektur der ältesten Katakomben auf die Phönizier zurück.
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Bild 14: Verbreitung der Katakomben auf Malta
Katakomben auch im Externstein-Gebiet?

Laut einer Sage, die Walther Machalet in seinem Buch „Die Externsteine“ (1970) aufführt, waren Venezianer die Erbauer der Großsteine, die sie nur mittels Pfeifen bewegen konnten. Phönizier aber sind Veneter, ein Volk, das aufgrund seiner maritimen Mobilität in vielen Teilen Europas siedelte, in Norditalien, in England, auf dem Balkan, am Schwarzen Meer, in Süddeutschland z. B. als Vendeliker, im Osten Deutschlands als Vandalen. Denn der Phönix hat laut antiken Überlieferungen dieselbe Periodizität wie die Venus, beide Himmelskörper sind daher identisch. Wohl von daher wird Phönix als Vater Europas bezeichnet. Warum die eine Gottheit als männlich, die andere als weiblich betrachtet wurde, dürfte wohl mit dem Paradigmenwechsel zusammenhängen, als die matriarchalischen Kulte der Vorzeit von patriarchalischen Vorstellungen überlagert wurden.
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Kann man sich solche Katakomben im Fels auch bei uns vorstellen? Jetzt nachdem die Verbreitung der Sargsteine über so große Distanzen hinweg feststeht (ein Forschungsgebiet, das besonders Uwe Topper bearbeitet, und bald wohl zur Veröffentlichung bringt), finden wir die Möglichkeit gerade im Bereich der Externsteine besonders groß. Gerade jetzt, wo mit dem Bärenstein der wohl größte Cairn der Megalith-Kulturen Europas gefunden wurde, muss das Gebiet unsere besondere Aufmerksamkeit finden (Bild 15).

Die nonkonforme Wissenschaft hat hier wunderbare Ansatzpunkte. Drei Portale an der Nordostwand könnten relativ schnell freigelegt werden (siehe „Giganten der Vorgeschichte“).


Bild 14: Bärenstein
Auch wenn die dahinter liegenden Gänge wohl eingestürzt sein dürften, was die Einbruchstellen auf der Hügelkuppe nahe legen, so kann doch die Architektur als solches verifiziert werden – und damit wäre die Fachwelt gezwungen, sich damit auseinander zu setzen.
Der Bärenstein macht vor allem eines deutlich: Hier wurde ein riesiger Steinbruch angelegt, um diese fünfstufige Pyramide darin unterzubringen. Unsere Vorfahren beherrschten also die Steinbearbeitung in ganz großem Maßstab.
Wir kennen die rechteckigen Felsportale zu den Pharaonengräbern im Tal der Könige. Es gibt ähnliche Felseinschnitte auch in der Schweiz. Christoph Pfister hat darauf aufmerksam gemacht. Die Teufelküche (Teufelskirche?) bei Bollingen/Bern bietet z. B. den Zutritt zu einem unterirdischen Gang (Bild 16). Der Gang ist noch nicht annähernd erforscht.

Dieser Felseinschnitt jedenfalls muss sehr alt sein, denn er zeigt dieselben gemeißelten Felswände wie die Cairn-Felsnekropolen Süd- und Südwestdeutschlands (siehe meinen Artikel „Reicht das Verbreitungsgebiet britisch-bretonischer Cairns bis Deutschland?“) aber auch die Pyramidensteinbrüche Alt-Ägyptens.
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Bild 16: Teufelküche bei Bollingen

Frappierend ist die Übereinstimmung in der Orientierung (Bild 17) mit der Felswand des Bärenstein (siehe „Giganten der Vorgeschichte“). Es handelt sich um die Sommer-Sonnenwende, und zwar die Sonnenuntergangslinie (126º SO/306º NW), der auch bei Stonehenge die größte Bedeutung zukommt, weil hier Mond- und Sonnenuntergang gleichsam zu beobachten sind. Auch der Felsstollen folgt dieser Linie.
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Nun gibt es einen solchen schmalen Felseinschnitt nicht weit von den Externsteinen und dem Bärenstein, und zwar in unmittelbarer Nähe des Hermanndenkmals auf der Grotenburg im Nordwest-Hang dieses Berges (Bild 18). Leider haben wir derzeit nur die Satellitenaufnahme von Google Earth zur Verfügung, die immerhin einen groben Eindruck von diesem äußerst merkwürdigen „Steinbruch“ liefert, der aufgrund seiner exakten Ausarbeitung niemals das Produkt eines kommerziellen Steinabbaus gewesen sein kann. Wie alt er tatsächlich ist, lässt sich aus den Akten nicht entnehmen.


Bild 17: Eingang zur Teufelküche (Bollingen, Bern)
Der Hermannsweg führt vom „Altarstein“ aus unmittelbar an ihm vorbei. Der Felseinschnitt besitzt lange, überaus gerade Felswände, die über die ganze Strecke absolut parallel verlaufen. Diese orientieren sich eindeutig nach der Sonnwendlinie des Mittsommer-Sonnenuntergangs. Er hat eine Länge von etwa 500 Metern und eine Breite von ca. 80 m.
Die Abbildung ist gewendet und zeigt die Blickrichtung von Nordwest. Dieser in Relation zu seiner Länge recht schmale Felseinschnitt als vorgeschichtliches Portal gesehen ist im Vergleich zu bekannten einfach gigantisch. Wenn dies die monumentale Form eines Felsportals zu Königsgräbern darstellt, dann muss hier der größte unterirdische Friedhof der Menschheit vermutet werden. Vielleicht Walhalla in seiner realen Form.
Am Ende des Einschnitts ist die Felswand so hoch, dass die Bäume darin unter der Felskante verschwinden. Wenn an der Endwand des Walhalla-Portals nach dem Eingang gesucht werden soll, muss der Wald darin zu einem großen Teil beseitigt und der vermutlich mehrere Meter hohe Schlamm der Sintflut heraus geschafft werden.

hermannsdenkmal


Bild 18: Grotenburg (Satellitenaufnahme)

Eine Überlieferung macht begreiflich, dass die Erwartung auf große Hypogäen im deutschen Mittelgebirgs- und Alpenraum, die große Menschenmengen zu fassen imstande sind, durchaus realistisch ist. Haselbourg, eine kleine Gemeinde in den Vogesen nahe Straßburg im Elsaß, empfängt die Besucher gleich am Ortsrand des hoch auf einem Berg gelegenen Ortes mit einem gewaltig hoher Grabhügel, wohl der Hallstattzeit, der aber als „römische Schanze“ bezeichnet wird. Auf ihm steht heute eine enorm große Marienstatue.
Die Geschichte berichtet aus der Zeit des 30-jährigen Krieges. Im Konfessionskampf von Katholiken und Protestanten gab es ein Massaker an der protestantischen Minderheit. Als die Schweden den Ort eroberten, versteckten sich nun die gesamte katholische Dorfbevölkerung aus Angst vor Rache in einem der zahlreichen Felsgänge des Ortes, in einer Kaverne in den Hängen des Tals, wie man vermutet. Die Schweden sollen die Flüchtigen aufgestöbert und in ihrem Versteck eingesperrt haben. Bis heute ist nun diese Menschenmenge spurlos verschwunden. In keiner Kaverne, die alle bekannt und ausgiebig erforscht sind, konnte sie ausfindig gemacht werden.

Es existiert allerdings ein „Steinbruch“ nicht weit vom Ort auf der Hochebene, der wiederum die bekannte Form eines ägyptischen Felsportals besitzt, also exakt rechteckig aus dem Fels geschnitten ist, aber eine Breite von mehr als 30 m besitzen dürfte. Schutthügel versperren die hintere Felswand. Bis heute wurde dort noch nicht gegraben.

Resüme

Mit dem Sacellum der Externsteine begann unsere geschichtskritische Untersuchung, mit ihr wollen wir die Betrachtung auch beenden. Es entstand also nach Ansicht eines ausgewiesenen Experten schon in der Antike, nach Vergleich des Sargsteins mit ähnlichen Sarkphagen Europas vermutlich sogar schon in der Kulturepoche, die heute „Bronzezeit“ genannt wird, aber Eisenzeit gewesen sein dürfte, wofür auch die Ergebnisse der Luminiszenz-Messung in der Grotte der Externsteine sprechen.

Damit entpuppt sich das Sacellum plötzlich als Vorbild und Ursprung aller Altar-Apsen im Kirchenbau des christlichen Abendlands. Wie groß und herausragend muss die einstige Bedeutung dieses sakralen Ortes für die heidnische Religion in der Vor- und Frühgeschichte Europas gewesen sein, dass sogar die Christen nicht umhin kamen, Reminiszenz auf die Externsteine zu nehmen? Doch heute erinnert nichts mehr an diese Ursprünge. Die großartige Geschichte Alteuropas wurde großteils aus dem kollektiven Bewusstsein gelöscht.
Literatur

Robert Parker: Early Orphism, in: Anton Powell (Hg.): The Greek World, London/New York: Routledge 1995
Johanna J.S. Aulich: Orphische Weltanschauung der Antike und ihr Erbe bei den Dichtern Nietzsche, Hölderlin, Novalis und Rilke, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 1998

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